Bitte schubsen, ich bin noch nicht mutig genug...

Published on 9 August 2025 at 13:16

Ich habe mich in letzter Zeit beruflich viel mit Konflikten beschäftigt. In unserer westlichen individualistischen Kultur erleben wir Menschen uns häufig als getrennt voneinander. Nicht wenige fühlen sich einsam.

In anderen Kulturen existiert die Konstruktion eines von anderen getrennt existierenden „Selbst“ nicht. Wenn man zum Beispiel in Afrika eine Person fragt, wie es ihr geht, antwortet sie sinngemäß „wir haben Arbeit, aber unsere Gesundheit lässt zu wünschen übrig“ und meint damit z.B. das Familiensystem, in dem eine Person Arbeit hat, und eine Person krank ist. Was zeigt diese Sicht der Welt?

Sich als Teil einer Gemeinschaft zu fühlen, bringt Verantwortung mit sich und damit manchmal auch Leid. Und gleichzeitig ist es die Voraussetzung für Verbindung und Glück im Leben.

Im Job-Kontext ist das nicht anders. Das Zusammenspiel mit anderen Menschen und deren kulturellen und/oder sozialen Hintergründen führt unweigerlich immer wieder zu Konflikten. Das ist anstrengend. Und gleichzeitig ist es der einzige Weg, uns als Menschen immer wieder weiterzuentwickeln. So gesehen sind Konflikte beides: energetisch anstrengend und Entwicklungschancen.

Aber was, wenn der Konflikt so groß wird, dass wir an unsere Grenzen kommen? Wenn wir herausgefordert werden auf eine Art und Weise, dass wir nicht nur unsere Arbeitsweise in Frage stellen müssen, sondern die Dinge, die uns zutiefst wichtig sind? Das ist dann der Lottogewinn๐Ÿ˜Š. Wie das?

Wir haben dann die Wahl. Wir können Schutz suchen, in unserem bestehenden Weltbild und bei den Menschen, die uns ähnlich sind und uns bestätigen. Den Konflikt lösen wir damit nicht, das überlassen wir anderen. Oder wir geben uns einen Schubs und sehen die richtig große Lernchance, die darin für uns selbst liegt. Die kostet auch besonders viel Kraft und Mut, sie kann aber auch mit einem besonders großen Learning belohnt werden. Das ist wie Springen ohne Fallschirm oder Sicherheitsnetz.

Der buddhistische Mönch Chögyam Trungpa beschrieb es einmal so: die schlechte Nachricht ist, du befindest dich im freien Fall. Die gute Nachricht ist: es gibt keinen Boden. Das mag sich zwischendurch anders anfühlen, wenn man das Gefühl hat, dass man hart aufschlägt. Aber irgendwie geht es dann eben doch meist weiter.

Bonnie Wills hat einmal gesagt „Our power lies in our defenselessness.“ Wenn wir alle bekannten Argumente fallen lassen und uns selbst und dem anderen eingestehen, worin wir noch nicht gut sind, tun wir das einzige, was jemals erfolgreich Veränderungen in einem System ermöglicht hat: Wir übernehmen damit nicht nur Verantwortung für uns selbst, sondern auch für das gemeinsame, das WIR. Der Mut, uns verletzlich zu zeigen, bleibt nie ohne Wirkung. Meistens werden wir belohnt. Lernen tun wir immer.

๐—ช๐—ฎ๐—ฟ๐˜€๐˜ ๐—ฑ๐˜‚ ๐˜€๐—ฐ๐—ต๐—ผ๐—ป ๐—บ๐—ฎ๐—น ๐˜€๐—ผ ๐—บ๐˜‚๐˜๐—ถ๐—ด? ๐—จ๐—ป๐—ฑ ๐˜„๐—ฎ๐˜€ ๐—ต๐—ฎ๐˜€๐˜ ๐—ฑ๐˜‚ ๐—ฑ๐—ฎ๐—ฟ๐—ฎ๐—ป ๐—ด๐—ฒ๐—น๐—ฒ๐—ฟ๐—ป๐˜?

Konflikt Schubs WIR BecomingONE

Add comment

Comments

There are no comments yet.